Was bedeutet es, ‘offen’ zu sein?

Ein persönlicher Blick auf offene Beziehungen

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Ich erinnere mich eigentlich nur an zwei Männer aus meiner JOYclub-Zeit: Den ‘Analsex-Dude’ und denjenigen, mit dem ich schließlich eine (feste, monogame) Beziehung eingegangen bin. Die anderen Begegnungen haben keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aus diesem Grund habe ich inzwischen auch kein Interesse mehr an reinem Sex ohne tiefere Verbindung. Ich wünsche mir eine verbindliche Partnerschaft. Trotzdem bedeutet das für mich nicht unbedingt, traditionell monogam zu leben.

Dies ist ein sehr persönlicher Artikel über die Öffnung von Beziehungen und meine aktuelle Einstellung dazu. Es ist völlig in Ordnung, wenn du eine andere Meinung hast. Der Text wirft auch Fragen auf, du kannst gerne mitdiskutieren. Schick mir einfach eine Nachricht über das Kontaktformular 📨!

Inhalt dieses Beitrags:

  • Ist eine feste, monogame Beziehung das Nonplusultra?

  • Wären wir ohne das Label Beziehung glücklicher?

  • “Wir machen unser eigenes Ding”: Funktioniert das?

  • Was bedeutet ‘offen sein’ für mich?

  • Sind Polybeziehungen nur eine Ausrede für Bindungsangst?

  • Fazit: Wie ich ‘offen sein’ wirklich verstehe

Ist eine feste, monogame Beziehung das Nonplusultra?

Für viele ja – auch für mich! Denn was gibt es Schöneres, als einen Menschen zu haben, der gleichzeitig Liebhaber und bester Freund ist? Jemanden, den man mit niemandem teilen muss? Sich als Paar als Einheit zu verstehen? Eine monogame Partnerschaft kann eine tiefe Verbundenheit und Sicherheit vermitteln, die viele Menschen als ideal empfinden.

Wären wir ohne das Label Beziehung glücklicher?

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Gleichzeitig bringt das Label Beziehung oft Erwartungen und Druck mit sich. Und auch eine ‘gewöhnliche’ monogame Beziehung erfordert ein hohes Maß an Kommunikation und Vertrauen. Es geht darum, Gefühlen und Ängsten Raum zu geben. Zu diskutieren. Nicht immer einer Meinung zu sein. Manchmal lost zu sein. Aber gerade dieses Label kann vieles vereinfachen, weil bestimmte unausgesprochene Erwartungen von vornherein klar sind – wie die Verantwortung füreinander und ein gewisses Maß an Verpflichtung.

“Wir machen unser eigenes Ding”: Funktioniert das?

Warum nicht trotzdem etwas ganz Eigenes schaffen, das nur zwischen den Beziehungspartnern existiert und in dem man die Regeln, Grenzen und Freiheiten selbst festlegt? Losgelöst von allen (romantischen) Erwartungen und Normen von außen? Für mich persönlich ist das im Moment der interessanteste Weg. Doch bei aller Offenheit muss für mich von Anfang an klar sein:

Wir gehen unseren eigenen Weg, aber wir sind uns unserer Gefühle füreinander sicher

Diese Verbindlichkeit ist übrigens meiner Meinung nach das Fundament, auf dem jede Art von Liebesbeziehung aufbauen sollte.

Was bedeutet ‘offen sein’ für mich?

Deshalb sind für mich folgende Punkte besonders wichtig, wenn man eine Beziehung offener gestalten will, als es vielleicht die Norm ist:

1. Sexuelle Freiräume

Wir sind als Paar emotional eng verbunden, erlauben uns aber auch sexuelle Begegnungen mit anderen. Wir genießen es auch, zusammen neue Erfahrungen zu sammeln.

2. Starke emotionale Bindung

Die emotionale Nähe bleibt bei uns, während externe Beziehungen hauptsächlich sexuell sind. Wir fühlen uns in unserer Beziehung sicher und geliebt.

3. Klare Kommunikation

Es gibt eine ehrliche Kommunikation und klare Absprachen, um sicherzustellen, dass die äußeren sexuellen Begegnungen unsere Beziehung nicht beeinträchtigen.

4. Raum für Emotionen

Wir geben unseren Ängsten und Gefühlen Raum und sprechen offen darüber. Es geht darum, sich gegenseitig ernst zu nehmen und Konflikte nicht als Angriff zu verstehen.

5. Monogamie plus Offenheit

Wir identifizieren uns als monogam, praktizieren jedoch sexuelle Offenheit. Diese Erweiterung sehen wir als Teil unserer monogamen Beziehung, nicht als einen grundlegend anderen Lebensstil, wie zum Beispiel Polyamorie.

Doch wie stark ist die emotionale Bindung zum (Haupt-)Partner, wenn man offen für andere ist? 

Sexualität ist für mich die höchste Stufe der Verbundenheit und des Sich-Zeigens

Wie funktioniert das mit oberflächlichen Kontakten? In dieser Hinsicht bin ich mir noch unsicher, denn in der Einleitung spreche ich ja davon, dass ich kein Interesse an reinem Sex ohne tiefere Verbindung habe. Wäre Polyamorie dann nicht eher eine Lösung?

Sind Polybeziehungen nur eine Ausrede für Bindungsangst?

Polyamorie bedeutet, mehrere romantische oder sexuelle Beziehungen gleichzeitig zu führen, wobei alle Beteiligten darüber informiert und damit einverstanden sind. Im Gegensatz zu offenen Beziehungen, bei denen es oft hauptsächlich um sexuelle Freiheiten geht, beinhaltet Polyamorie meist auch tiefere emotionale Bindungen zu mehreren Partnern. 

Ich selbst sehe mich derzeit nicht als ‘polyfähig’. Es ist schon schwierig genug, eine glückliche monogame Beziehung zu führen, in der man sich autonom, respektiert, gesehen und sicher gebunden fühlt. Ich glaube nicht, dass man mit mehreren Liebhabern gleichzeitig eine tiefe Beziehung führen kann. Außerdem ist es leicht, Probleme (zum Beispiel in der Sexualität oder beim Commitment) nach außen zu verlagern, anstatt gemeinsam eine Lösung zu suchen.

poly bild

Für mich stellt sich zudem die Frage, ob Polyamorie (aber auch offene Beziehungen) nicht manchmal eine Art Ausrede für Bindungsangst ist. Natürlich gibt es Menschen, die Polyamorie auf eine gesunde Weise leben – mit echten, tiefen Verbindungen und klaren Absprachen. Aber ich habe das Gefühl, dass nicht alle, die sich als polyamor bezeichnen, diese Tiefe auch wirklich zulassen (können).

Polyamorie kann daher auch eine Möglichkeit sein, sich nicht vollständig auf eine Person einzulassen.

polyamorie freiheit

Hinweis: Dies ist meine persönliche Meinung und deine Erfahrungen können ganz anders sein. Jeder hat seine eigene Art, Beziehungen zu leben und zu verstehen.

Fazit: Wie ich ‘offen sein’ wirklich verstehe

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Ich wünsche mir einen Beziehungspartner, der mich wertschätzt und als Priorität sieht (und vice versa). Gleichzeitig stelle ich mir vor, dass wir in dieser verbindlichen Partnerschaft offen an Sexualität herangehen, Neues ausprobieren und gemeinsam sexuelle Fantasien erkunden. Wichtig ist mir, dass diese Erfahrungen in einem emotional sicheren Rahmen stattfinden.

Meine Sexualität – das ist für mich etwas sehr Intimes und zutiefst Emotionales.

Offenheit bedeutet für mich, meine Sexualität und emotionale Intimität so zu leben, wie es sich für mich gesund und richtig anfühlt. Es geht darum, mir selbst zu vertrauen, meine Bedürfnisse zu akzeptieren und ehrlich zu kommunizieren, was ich wirklich will. Am Ende ist es nicht so wichtig, ob ich in einer monogamen oder offenen Beziehung lebe, sondern dass ich in einer Beziehung bin, die meinen Werten entspricht und in der ich mir selbst treu bleiben kann.

Was bedeutet es, ‘offen’ zu sein? – FAQ

  • Eine offene Beziehung ist eine Partnerschaft, in der beide Beziehungspartner sich darauf einigen, auch mit anderen Menschen sexuelle oder romantische Beziehungen haben zu dürfen. Klare Absprachen sind hier entscheidend.

  • Polyamorie bedeutet, mehrere Liebesbeziehungen gleichzeitig zu haben. Alle Beteiligten wissen davon und sind damit einverstanden.

  • Polyamorie beinhaltet mehrere emotionale Beziehungen gleichzeitig, während eine offen gelebte monogame Beziehung hauptsächlich sexuelle Kontakte mit anderen erlaubt.

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